Montag, 24. September 2018

Klosterruine Heisterbach

 Klosterruine Heisterbach, Aquarell auf Canson Fontenay, 42 x 56 cm, 2018 
Aquarell auf Aquarellpapier, 48 x 36 cm, 1994

(Copyright Wikipedia)

Die Klosterruine Heisterbach ist der Überrest einer ehemaligen Zisterzienserabtei im Siebengebirge (Stadtgebiet Königswinter). Sie liegt zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott im Tal des Heisterbachs, eines orographisch linken Zuflusses des Dollendorfer Bachs (auch Oberdollendorfer Mühlenbach genannt).
Der Orden der Zisterzienser entstand 1098 als Reformbewegung bei den Benediktinern.
Seine Blütezeit erlebte er unter Bernhard von Clairvaux.

Auf Betreiben des Kölner Erzbischofs Philipp I. von Heinsberg entsandte die Abtei Himmerod in der Eifel zwölf Mönche zur Gründung eines Tochterklosters ins Siebengebirge. Am 22. März 1189 zogen sie zunächst in die verlassenen Gebäude eines Augustinerordens auf dem Petersberg (früher Stromberg). Der Name des ersten Abtes war Hermann.

1192 zogen die Zisterzienser in das Tal unterhalb des Petersberges und gründeten dort das Kloster Heisterbach („Heister“ = junger Buchenstamm), das auch Sankt Peterstal genannt wurde.
1197 verpflichtete sich Abt Gervadus in einem Vertrag mit Äbtissin Elisabeth von Vilich, 15 Malter Weizen zu liefern anstatt den Zehnten an das Kloster Vilich zu entrichten.

Es dauerte noch bis 1202, bis der Umzug nach Heisterbach in das Tal des heiligen Petrus, wie sie es nannten, abgeschlossen war und der Grundstein der neuen Klosteranlage gelegt werden konnte. Ab 1211 hieß das Kloster „Maria im Peterstal in Heisterbach“. Später wurde es nur noch Kloster Heisterbach genannt. Dieser Name steht auch über dem Eingangstor auf einem Wappen. Der bekannteste Mönch der Abtei war Caesarius von Heisterbach (1180–1240).
1215 wurde von Heisterbach aus die Abtei Marienstatt im Westerwald besiedelt.

Am 18. Oktober 1237 wurde der Neubau der Abteikirche mit einer Länge von 88 Metern und einer Breite von 44 Metern geweiht. An Größe wurde sie nur vom Kölner Dom übertroffen. Die Apsis folgte dem ab der Mitte des 12. Jahrhunderts geltenden Ideal des Umgangschores mit Kapellenkranz, wie später beim Altenberger Dom.

Die gewohnte Zweischaligkeit der Apsis, die in Köln bereits mehrmals vorkommt, erfährt hier durch den Chorumgang eine einzigartige Verwandlung. Die Säulenstellung zwischen Umgang und Chor ist verdoppelt und greift damit das Zweischalenprinzip der Apsiswand in einer ungewöhnlichen Form auf. Denn hier befindet sich nicht wie in den romanischen Drei-Konchen-Chören Kölns unter der oberen Raumschale der Apsis im Erdgeschoss eine Folge von Nischen zwischen Säulen, geht also nicht die Mauer nach unten in einer Fläche durch, sondern hinter den unteren Säulen ein ganzer Umgang herum. Hier gibt es demnach auch keine glatte Außenhaut mehr mit den mehrgeschossigen Dekorationsbändern wie in Speyer, Köln oder Bonn, sondern bilden der Chorumgang und der äußere Kapellenkranz ein ausladendes Erdgeschoss für sich.

1327 war die komplette Klosteranlage fertiggestellt. Teile eines vor 1448 von dem Meister des Heisterbacher Altars der Kölner Malerschule fertiggestellten Altars finden sich heute unter anderem im Kölner Wallraf-Richartz-Museum und in der Münchener Alten Pinakothek.

1650 wurden die Pontifikalien erworben, hier die bischöflichen Zeichen Mitra und Stab. 1750 wurde das barocke Torhaus errichtet. Von 1763 bis 1767 entstand am Rheinufer in Königswinter der sogenannte Heisterbacher Hof als Gästehaus der Abtei Heisterbach, deren Äbte zuletzt auch dort wohnten.

Mit der Säkularisation wurde die Abtei Heisterbach 1803 aufgehoben. Die bergische Landesregierung bot am 18. Oktober 1804 das Kloster vergeblich zum Verkauf an. Die Kirche wurde 1809 zum Abbruch an einen französischen Unternehmer verkauft. Die Steine verwendete man zum Bau des Nordkanals zwischen Venlo und Neuss. Später wurden sie auch für die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz verwendet. Die restlichen Gebäude kaufte ein Kölner Konsortium auf. Erst 1818 wurden weitere Sprengungen durch eine Verfügung des Oberpräsidenten der Rheinprovinz unterbunden, so dass die Chorruine erhalten werden konnte. Graf Wilhelm Ernst zur Lippe-Biesterfeld erwarb 1820 das Gelände und ließ einen englischen Landschaftsgarten anlegen, wobei auch die Chorruine einbezogen wurde. Ansonsten sind vom alten Kloster nur noch eine Scheune und das Brauhaus erhalten geblieben.

1885 zählte der Wohnplatz Heisterbach der Gemeinde Oberdollendorf 10 Einwohner. 1918 erwarben die Cellitinnen nach der Regel des hl. Augustinus das Gebiet von den Grafen zur Lippe und brachten das klösterliche Leben zurück. Die bisherigen Bewohner der Orte Hattenrott, Altenrott und Heisterbach wurden ausgewiesen und oben auf der Ebene im heutigen Heisterbacherrott (früher Roda) neu angesiedelt. 2008 hat die Provinzleitung der Cellitinnen die Schließung des nur noch 13-köpfigen Konvents in Heisterbach beantragt.

Haus Heisterbach
1984 wurde die Stiftung Abtei Heisterbach mit dem Ziel gegründet, das Kulturerbe zu pflegen und erforschen. 1993 pachtete der Verein Bausteine für das Leben e.V. ein ehemaliges Altenheim auf dem Klostergelände und baute es zu einem Hilfs- und Informationszentrum für Schwangere und alleinerziehende Frauen in Notlagen um. 

Haus Heisterbach nahm seine Tätigkeit 1995 auf. 1994 war ein Symposium Anlass, sich mit der Landschaft um das Kloster Heisterbach näher auseinanderzusetzen. 2001 wurden unter dem Arbeitstitel Klosterlandschaft Heisterbacher Tal Untersuchungsergebnisse zur historischen, archäologischen, landschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des ehemaligen Klosterbereichs veröffentlicht. Das gleichnamige Projekt war ein Schwerpunkt der Regionale 2010 des Landes Nordrhein-Westfalen mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung dieser kleinräumigen Kulturlandschaft. Alle Maßnahmen zielten darauf ab, die unterschiedlichen historischen Zeitschichten in der Klosterlandschaft erlebbar zu machen.

Von der mittelalterlichen Klostergründung über die barocken Erweiterungen und die landschaftlichen Umgestaltungen nach der Säkularisation bis zu den Neubaumaßnahmen der Cellitinnen im
20. Jahrhundert sollten wichtige geschichtliche Spuren für die Besucher erfahrbar gemacht werden.
Die Wiederherstellung der historischen Raumstruktur stand dabei im Vordergrund.


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